KIT Nord – ehemaliges Kernforschungszentrum Karlsruhe
Im Norden von Karlsruhe, in der Nähe der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen, liegt das ehemalige Kernforschungszentrum Karlsruhe – heute Karlsruher Institut für Technologie (KIT-Nord).
Nach 23 Jahren Wiederaufarbeitung steht hier das größte oberirdische Zwischenlager der Republik mit rund 70.000 Fässern Atommüll. Fast 2.000 davon sind rostig und müssen derzeit umgepackt werden. Dennoch sind weitere Hallen für noch mehr mittelaktiven Strahlenmüll im Bau und für leicht aktiven Atommüll in der Planung. Ungeachtet der Entsorgungsprobleme vor der eigenen Haustür forscht man weiter an einem Atomreaktor der „IV. Generation“.
Das Kernforschungszentrum Karlsruhe (heute KIT-Nord) wurde 1956 gegründet und betrieb mehrere Forschungsreaktoren. Darunter den Forschungsreaktor 2 (FR 2) als ersten in Eigenbau realisierten deutschen Natururanreaktor.
In den 70iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts baute man den Brutreaktor-Prototyp „Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage“ (KNK II – der erste KNK I hatte vor seiner Beladung mit Brennstäben einen Natriumbrand).
Man baute und betrieb über 20 Jahre den Prototyp einer Wiederaufarbeitungsanlage, die 1990 stillgelegt wurde, die WAK.
Zwei Forschungsreaktoren stehen auf dem Gelände des KIT (FR 2 und Mehrzweckforschungsreaktor MZFR).
In der WAK wurde die Technologie erprobt, die später einmal im bayerischen Wackersdorf kommerziell genutzt werden sollte. Daraus wurde dort aber nichts, weil der Widerstand der Bevölkerung zu stark war. 1991 war in Karlsruhe Schluss mit der Wiederaufarbeitung von Brennstäben. Übrig blieben 70.000 Liter hochradioaktive Flüssigabfälle, „High Activ Waste Concentrate“ (HAWC) genannt, die zwischen September 2009 und November 2010 in der eigens dafür gebauten Verglasungsanlage bearbeitet, verglast und in sogenannte Kokillen gefüllt wurden. Diese, immer noch hochradioaktiv, wurden dann 2011 in Castor-Behältern nach Lubmin gebracht.
Der Rückbau der kerntechnischen Versuchsanlagen am ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK) geschah bis zum Jahr 2009 in der Verantwortung des KfK durch den "Geschäftsbereich Stilllegung". Bei der Gründung des "Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)" ging dieser Geschäftsbereich in die "WAK GmbH" über, einem Tochterunternehmen der "Energiewerke Nord GmbH (EWN)". Im Februar 2017 wurde aus der WAK GmbH die Firma "Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (KTE)". Seither sind die über 1.000 Beschäftigten mit dem weiteren Abriss der Atomreaktoren und der WAK beschäftigt.
- Bau des ersten Atommüll-Lagers: 1958
- Reaktion auf zu hohe Strahlungswerte 1974: Zaun wird weiter nach außen versetzt
- Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle heute: 6
- Gelagerte Atommüll-Menge (Oktober 2019): 70.200 Kubikmeter
- Lagerkapazität: 78.000 Kubikmeter
- Erweiterung beantragt: um 30.000 Kubikmeter
- Hoffnung: Einlagerung in „Schacht Konrad“ ab 2023
- „Wiederaufarbeitungsanlage“ Karlsruhe (WAK): 1971-1990
- Baukosten: ca. 30 Mio. Euro / Abrisskosten bisher: 2 Milliarden Euro
- Angefallene hochradioaktive „Atomsuppe“: 70.000 Liter
„Lösung“ dafür war der Bau einer Verglasungsanlage und Abtransport von 5 Castoren am 16.02.2011 ins Zwischenlager Lubmin.