CO2-Emissionen in Karlsruhe durch Bauvorhaben
Landratsamt sanieren statt Abriss und Neubau

Der Ortsverband Karlsruhe setzt sich für die größtmögliche Vermeidung von klimaschädlichen Emissionen bei der Umsetzung von Bauvorhaben im Stadtgebiet ein. In allen unseren Stellungnahmen zu Bebauungsplanverfahren weisen wir darauf hin, dass durch den hohen Einsatz von Baumaterialien wie Beton, Stahl und Glas enorme Mengen an CO2 in die Atmosphäre freigesetzt werden. Diese Emissionen entstehen bereits bei der Herstellung, also bevor Bauwerke überhaupt genutzt werden können und werden auch Graue Energie genannt. Zudem fordern wir regelmäßig, dass die Emissionen zunächst einmal erfasst werden müssen, damit den Vertreterinnen im Gemeinderat die Tragweite ihrer Entscheidungen klar wird.
Aktuelle Beispiele unserer Stellungnahmen in 2022 sind z. B. die Bebauungspläne „Oberer Säuterich“ oder „Westlich Erzberger Straße“.
Leider waren unsere Appelle in den meisten Fällen bisher vergebens. Die meist genannte Antwort ist, dass die Verwaltung hier nichts machen könne, siehe Zitat des Stadtplanungsamts:
„Wie der BUND zutreffend feststellt, könnten die CO2 Emissionen nur durch eine Fachfirma ermittelt werden – mit entsprechender Ausschreibung. Dazu müssten allerdings die Planungsvorgaben hinreichend konkret sein, was bei einem Angebotsbebauungsplan mit weitem Zulässigkeitsspektrum nicht gegeben ist. Es ist deshalb zweifelhaft, ob die CO2 Emissionen überhaupt annähernd konkret ermittelt werden könnten. Außer dem Verzicht auf das Baugebiet oder deutlich weniger Bebauung gibt es keine Alternative, die man einer solch groben „CO2-Bilanz“ gegenüberstellen könnte. Jedwede bauliche Entwicklung bringt im Ergebnis letztlich eine negative CO2-Bilanz. Bereits der Bau von Tiefgaragen kann für ein derartiges Minus in der CO2-Bilanz sorgen, dass dieses durch die Hochbauten nicht mehr kompensiert werden kann. (…)“
Auf unsere Forderungen nach der Festsetzung von klimaschonenden Baumaterialen anstelle von Beton, Stahl und Glas wird ebenfalls lediglich angemerkt, dass solche Vorgaben der Verwaltung nicht möglich seien. Zitat des Stadtplanungsamts:
„In einem Angebotsbebauungsplan können meist keine konkreten Vorgaben bzgl. Ressourcen- und emissionsschonender Bauweise und energieoptimiertem Betrieb gemacht werden.“
Wir haben im März 2022 an die Fraktionen des Gemeinderats geschrieben, mit der um Berücksichtigung dieser Thematik und Einwirkung auf die Verwaltung bei den zukünftigen Entscheidungen. Auch hier wurde in der einzigen Rückmeldung die Verantwortung auf dem Bund geschoben, der Baustandards entsprechend anheben müsste.
Wir sehen: das Bewusstsein ist in den meisten Fällen nicht da, und wenn, dann scheinen die lokalen Entscheidungsträger überfordert zu sein, im Sinne des lokalen Klimaschutzes zu arbeiten. Fatal, denn die heutigen Entscheidungen tragen über Jahrhunderte zum Anstieg der CO2 Emissionen in die Atmosphäre bei. Informationen darüber sowie eine grobe Schätzung der CO2-Emissionen größerer Karlsruher Bauvorhaben haben wir hier zusammengestellt:
Bauvorhaben im Bau/fertiggestellt | ca. Bruttogeschossfläche | geschätzte CO2 Äquivalente |
Hauptbahnhof Süd | 120.000 m² | 90.000 to |
Fautenbruchstraße | 13.700 m² | 10.300 to |
Victor Golanzc Straße | 25.400 m² | 19.000 to |
Östlich Wörrishofer Straße | 17.700 m² | 13.500 to |
Staudenplatz (Rintheim) | 13.000 m² | 9.750 to |
Fasanengarten (Oststadt) | 7.500 m² | 5.650 to |
Kolbergerstraße (Waldstadt) | 9.750 m² | 7.300 to |
U-Strab | 750.000 to | |
Stadion | 70.000 to | |
… in Planung | ||
Oberer Säuterich | 63.000 m² | 47.000 to |
Westlich Erzberger Straße | 226.000 m² | 170.000 to |
Esslinger Straße (Grünwettersb.) | 22.600 m² | 17.000 to |
Landratsamt (Abriss bzw. Neubau) | 24.000 m² | 24.000 to |
Die mit der U-Strab und Stadion verbunden CO2-Emissionen lassen sich nur sehr vage anhand der Kosten schätzen, verdeutlichen aber die Größenordnung, welchen Beitrag Karlsruhe zur Klimakrise leistet.
Zum Vergleich: 1 Hektar Wald (= 100x100m) bindet im Jahr 6 Tonnen CO2.
Aufgrund der zu erwartenden hohen CO2-Emissionen ergibt sich zwangsläufig, dass das Hochhaus des Landratsamts saniert werden muss und nicht abgerissen werden darf. Nur diese Vorgehensweise ist klimaschonend.
Der BUND bleibt am Thema!