Besuch im noch leeren atomaren Zwischenlager für mittelaktiven Atommüll am 29.10.2021
Nach unserer Kundgebung (AntiAtomInitiative Karlsruhe, BI Müll und Umwelt, BUND) zur Eröffnung der beiden neuen Lager für leicht- und mittelaktiven Atommüll am KIT Nord am 26.10.2021 lud uns spontan die neue Technische Chefin der Kerntechnischen Entsorgung Karlsruhe GmbH (KTE), Frau Graffunder, zu einer Besichtigung der Lager vor ihrer Befüllung ein.
Das KTE bündelt am Standort des Karlsruher Instituts für Technologie Campus Nord (KIT CN) alle Rückbauaktivitäten an stillgelegten kerntechnischen Versuchs- und Prototypanlagen sowie die Verarbeitung und Zwischenlagerung radioaktiver Abfälle. Zur Konditionierung und Zwischenlagerung der anfallenden radioaktiven Abfälle steht der Betriebsteil Hauptabteilung Dekontaminationsbetriebe (HDB) zur Verfügung.
Diese verdichtet den Atommüll und betreibt auch eine Verbrennungsanlage für radioaktive Stoffe aller Art, die beim Betrieb oder beim Abriss der Atomanlagen anfallen.
Dieser Rückbau soll noch bis zum Ende der 2040-er stattfinden, ehe der Atommüll in das erste nach dem Atomgesetz genehmigte „End“lager in Deutschland - Schacht Konrad - transportiert werden soll. Beabsichtigt ist der Beginn der Einlagerung 2027 und wird über 40 Jahre dauern.
"Wir rechnen damit, dass wir 30 bis 40 Jahre lang im Schnitt 33 Züge ins Endlager schicken müssen", erklärt KTE-Chefin Iris Graffunder. Das heißt: Bis Ende der 2060er Jahre soll der Atommüll aus Karlsruhe komplett im Endlager Schacht Konrad verschwinden.
Die KTE betreibt auf dem Gelände der HDB mehrere Lager. Darunter auch das größte Zwischenlager für leichtradioaktiven Atommüll mit derzeit rund 75.000 Fässern, von denen rund 10% umgepackt werden mussten, weil sie schon nach langer Lagerzeit korrodiert waren.
Das neue Lagergebäude für mittelradioaktiven Atommüll dient hauptsächlich der Einlagerung von MAW-Gebinden in zwei voneinander getrennten Lagerkammern. Jede der beiden Lagerkammern des Lagers ist für die Hälfte der Gesamtradioaktivität von 3,5 E+17 Bq ausgelegt.
Ein Film bei youtube zeigt die Aktivitäten der KTE im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe recht gut: Zwischenlagerung der radioaktiven Abfälle am Standort Karlsruhe durch die KTE
Unsere Kritik an den Lagern richtet sich vor allem darauf, dass 150 m von den Lagern entfernt das Joint Research Centre (JRC, Abt. 5: Nukleare Forschung und Anwendung) weiter an den Brennstoffen für neue Reaktoren arbeitet. Dadurch wird die vor allem von Frankreich geforderte Renaissance der Atomenergie in der EU mit unseren Steuergeldern unterstützt, und der neu anfallende Atommüll muss laut Vertrag von der KTE eingelagert werden.
Wer sich etwas näher informieren will, schaue auf unserer Homepage unter dem Stichwort „Atomenergie“ nach.
Harry Block 30.10.2021