Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren
Gründungsbericht an die Medien 2017
Der BUND Karlsruhe beteiligt sich aktiv an Initiativen, die über die Gefahren und Risiken radioaktiver Strahlung die Öffentlichkeit unterrichten. So auch die Ortsgruppe in Karlsruhe:
Deutschland hat den Atomausstieg bis 2022 beschlossen. Seit April 2017 ist das Joint Research Centre (JRC) Standort Karlsruhe(ehemals Institut für Transurane = ITU) auf dem Gebiet des KIT Campus Nord ein geistiges und materielles Zentrum der europäischen Atomforschung, weil alle europäischen Atominstitute nach Karlsruhe verlegt wurden. Zurzeit wird dort ein neues Forschungs- und Lagergebäude, u. a. auch für hochradioaktive Stoffe, gebaut. Wir kennen die großen Genehmigungsmengen von Plutonium, Uran, Thorium, die dort gelagert werden. Wir wissen auch, dass dort neue Atombrennstäbe gebaut und - nach einer Bestrahlung im Ausland - in Karlsruhe dann auf die Zusammensetzung der radioaktiven Substanzen untersucht werden. Was wir noch nicht wissen: was genau dort zum Thema neue Brennstoffe für neue Atomreaktoren geforscht wird.
Weltweit werden derzeit mehr als 60 Kernkraftwerke geplant oder gebaut, fast alle Giganten mit mehr als 1000 Megawatt Leistung, zwei neue auch in Europa. Dazu Absichten für Neubauten von kleinen modularen Reaktoren, die wie andere Reaktortypen mit spezifischen neuen Atombrennstoffen aus der Zeit gefallen scheinen, aber intensiv beforscht werden.
KIT und JRC Standort Karlsruhe sind über das EU-Projekt SAMOFAR an Thorium-Flüssigsalzreaktoren beteiligt, die eine integrierte Wiederaufarbeitung von waffenfähigem Uran 233 ermöglichen können. Diese Gefahren ungekannten Ausmaßes, die davon und von Kleinen Modularen Reaktoren (SMR) ausgehen, wollen wir untersuchen.
Diese Tatsachen und die Verzahnung mit Forschungsbereichen der Nuklear-Institute des KIT Campus Nord (ehemals Kernforschungszentrum Karlsruhe) - und Teilen des KIT Campus Süd (ehemals Universität Karlsruhe), meist unter dem Etikett ‚Sicherheitsforschung‘ - haben uns bewogen, ein Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren zu gründen. In diesem breiten Bündnis von Parteien, Umweltverbänden, Atominitiativen und Einzelpersonen wollen wir versuchen, Licht in das Dunkel der europäischen bzw. weltweiten Forschung und Entwicklung zu neuen Atomreaktoren zu bringen, diese zu dokumentieren und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen.
Stellvertretend für das Bündnis:
Anti-Atominitiative Karlsruhe: Anete Wellhöfer
attac: Dr. Ullrich Lochmann – 2018 verstorben
BUND Mittler Oberrhein und Karlsruhe: Harry Block
International Councillor IPPNW Deutschland: Dr. Helmut Lohrer
Sylvia Kotting-Uhl MdB BÜNDNIS 90/Die Grünen
Die Gruppe trifft sich weiterhin ONLINE. Eine Veranstaltung zum Stand der Atomforschung in Deutschland und Europa im April 2020 wurde wegen der Corona-Pandemie auf Ende 2021 verschoben.