Kurzer Abriss der Lagerung von hoch- und mittelradioaktivem Atommüll am KIT Campus Nord - Stand: Mitte 2020
Im Norden von Karlsruhe, in der Nähe der kleinen Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen, liegt das ehemalige Kernforschungszentrum Karlsruhe – heute Karlsruher Institut für Technologie (KIT Campus Nord).
Nach 23 Jahren Wiederaufarbeitung steht hier das nun größte oberirdische Zwischenlager der Republik mit rund 76 000 Fässern Atommüll. Fast 1.700 davon sind bisher als defekt entdeckt und umgepackt worden. Es müssen noch zigtausende Fässer im Lager auf Korrosion untersucht werden. Es ist noch eine weitere Lagerhalle für schwach aktiven Atommüll geplant. Im Bau befindet sich ein Zwischenlager für mittelaktiven Atommüll. Wir haben uns vor Ort beim Bau dieses rund 45 Millionen teuren Objekts mit 2 m dicken Betonmauern mehrmals überzeugt und auf unsere Fragen offene Antworten von der Leitung der Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (KTE) erhalten. Was sie uns nicht sagen konnten: Wann kommen diese radioaktiven Stoffe in das geplante ´Endlager´ Schacht Konrad?
Und ungeachtet der Entsorgungsprobleme vor der eigenen Haustür forscht man fleißig weiter an den Brennstoffen für Atomreaktoren der „IV. Generation“.
Das Kernforschungszentrum Karlsruhe wurde 1956 gegründet und betrieb mehrere Forschungsreaktoren. Darunter den Forschungsreaktor 2 (FR 2) als ersten in Eigenbau realisierten deutschen Natururanreaktor, den Brutreaktor-Prototyp „Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage“ (KNK II – der erste hatte vor seiner Beladung mit Brennstäben einen Natriumbrand), die 1990 stillgelegte Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) sowie den Mehrzweckforschungsreaktor (MZFR).
In der WAK wurde die Technologie erprobt, die später einmal im bayerischen Wackersdorf kommerziell genutzt werden sollte. In Wackersdorf kam diese Technologie jedoch nie zum Einsatz, weil der Widerstand der Bevölkerung zu stark war. 1991 war in Karlsruhe Schluss mit der Wiederaufarbeitung von Brennstäben. Übrig blieben 70.000 Liter hochradioaktive Flüssigabfälle, „High Activ Waste Concentrate“ (HAWC) genannt, die zwischen September 2009 und November 2010 in der eigens dafür gebauten Verglasungsanlage bearbeitet, verglast und in sogenannte Kokillen gefüllt wurden. Diese, immer noch hochradioaktiv, wurden dann in Castor-Behältern nach Lubmin gebracht.
Der Rückbau der kerntechnischen Versuchsanlagen am ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK) geschah bis zum Jahr 2009 in der Verantwortung des KfK durch den "Geschäftsbereich Stilllegung". Bei der Gründung des "Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)" ging dieser Geschäftsbereich in die "WAK GmbH" über, einem Tochterunternehmen der "Energiewerke Nord GmbH (EWN)". Im Februar 2017 wurde aus der WAK GmbH die Firma "Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (KTE)". Seither sind die über 1.000 Beschäftigten mit dem weiteren Abriss der Atomreaktoren und der WAK beschäftigt.
- Bau des ersten Atommüll-Lagers: 1958
- Reaktion auf zu hohe Strahlungswerte 1974: Zaun wird weiter nach außen versetzt
- Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle heute: 6
- Gelagerte Atommüll-Menge (Oktober 2012): 67.200 m³.
- Lagerkapazität: 78.000 m³.
- Erweiterung beantragt um: 30.000 m³.
- Hoffnung: Einlagerung in „Schacht Konrad“ ab 2023
- „Wiederaufarbeitungsanlage“ Karlsruhe (WAK): 1971–1990
- Baukosten: ca. 30 Mio. €
- Angefallene hochradioaktive „Atomsuppe“: 70.000 Liter
- Bisherige „Lösung“ dafür: Verglasung und Abtransport in das Zwischenlager Lubmin
Die Gesamtkosten des ´Rückbaus´ des ehemaligen Kernforschungszentrums Karlsruhe beläuft sich bis Dezember 2019 auf über 3 Milliarden Euro. Dabei sind erst etwa 30% der atomaren Anlagen abgebaut.