Um- und Ausbau Badisches Staatstheater
Sehr geehrte Mitglieder der Fraktion der Grünen im Gemeinderat,
dem BUND, Ortsverband Karlsruhe, ist es ein Anliegen, sich in die Diskussion über den Umbau des Badischen Staatstheaters einzubringen. Sicherlich ist es keine kleine Leistung, ein stark renovierungsbebürftiges Theater bei vollem Betrieb um- und auszubauen. Sicher auch nicht einfach, den Geist eines Großbauwerkes aus den 70ern in den Erweiterungen zu erhalten und dabei den heutigen Vorgaben und Bedürfnissen gerecht zu werden.
Allerdings kann es sich heute niemand mehr leisten, bauhistorisches Erbe isoliert zu betrachten und zu bewahren. Für kommende Generationen müssen wir außer der Strahlkraft der Karlsruher Kultur auch und vor allem das Stadtklima erhalten und nach besten Kräften verbessern. "Mitte der Gesellschaft" hin, "Dritter Raum" her (diese Begriffe beschreiben die zweifellos immense gesellschaftliche Funktion des Bauwerkes) - ein Gebäude dieser Größe mitten in der Stadt aus Beton und Glas mit einer Hülle aus Metall auszuführen, bedeutet, einen bleibenden Hitze-Hotspot zu erzeugen. Hier sind Nachbesserungen unerlässlich und bieten die Möglichkeit, den architektonischen Geist der 70er mit der Moderne zu verbinden.
Die geplante Dachbegrünung mit Wildblumen und -kräutern ist ein Beitrag zur Biodiversität, ist aber nur ein minimaler und damit nicht ausreichender Ersatz für die fehlende Kühlung im Hochsommer durch den Verlust der Bäume. Insofern fragen wir, ob nicht beispielsweise das Streckmetall durch berankte Gerüste ersetzt werden kann?
Wird bei all den Erdbewegungen, die dort stattfinden, auch an eine Bepflanzung gedacht, die wenigstens ansatzweise den Verlust der 64 erhaltenswerten Bäume ermöglicht, die bisher ersatzlos gestrichen werden sollen?
Wird die Chance genutzt werden, eine Frischluftschneise Citypark - Staatstheater – begrüntes Landratsamt - grüner Platz am Karlstor mit begrüntem Forum Recht zu schaffen, um Abkühlung in die zunehmend überhitzte Innenstadt zu bringen?
Werden Bewässerungshilfen nach dem Prinzip der Schwammstadt bzw. Baumrigolen geplant, damit die Bäumchen, die (auch entlang der Kombilösung) gesetzt werden, eine Chance erhalten, einmal die Größe eines stattlichen Baumes zu erreichen, der in der heißen Innenstadt Schatten, Kühlung und Sauerstoff spendet?
Ist ein Brunnen mit Fontäne (Aerosolwirkung) und dreistufiger Begrünung für den Hermann-Levi-Platz eingeplant?
Das Staatstheater mag in seiner architektonischen Ausführung ein "Solitär" sein, an dieser zentralen Stelle des Stadtbildes kann ein solches Gebäude heute nicht mehr als Einzel-Schmuckstück betrachtet werden. Es muss sich mit seinen Besonderheiten in ein städtebauliches Diadem einfügen. Glücklicherweise hat Karlsruhe derzeit mit seinen vielen Baustellen die einmalige Chance, zu anderen Städten weltweit aufzuschließen, die in Zeiten des Klimawandels hinsichtlich lebenswerter Innenstädte durch zeitgemäße Gebäudebegrünung schon sehr viel weiter sind.
Wir bitten Sie daher dringend, die obigen Überlegungen sowohl zum Staatstheater als auch zum gesamten Innenstadtbild in laufende und zukünftige Planungen einzubeziehen.
Geben Sie der Innenstadt einen grünen Gürtel nach Süden hin, in dem die Kultur (Staatstheater), die Bürgernähe (Landratsamt) und das Recht (BGH und Forum Recht) wachsen und blühen können.
Mit freundlichen Grüßen,
Vorstand des BUND
Juni 2021