Die Naturschutzverbände BUND, Nabu und LNV haben am 22.3. fristgerecht Stellung zum geplanten Bebauungsplan Gottesauer Feld in Neureut bezogen. In dem landwirtschaftlich genutzten 24 ha großen Vorhabensgebiet sollen 16 ha komplett versiegelt und zu großen Teilen in Gewerbegebiete umgewandelt werden.
Die Karlsruher Naturschutzverbände lehnen den Bebauungsplan zur Umnutzung von landwirtschaftlicher Fläche in Siedlungsfläche ab. Selbst wenn es ausreichend Gründe für den Bedarf geben würden, ist dieser Bebauungsplan hinsichtlich der Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen für die Umwelt als nicht ausreichend anzusehen. Der Flächenverbrauch und Eingriffe in die Flur sollte mit der gesetzlichen Stärkung der Schutzgüter im Baugesetzbuch eine Ausnahme sein, hier wird das abermals zur Regel.
Dass das Vorhaben erhebliche negative Auswirkungen für Natur und Umwelt mit sich bringt, wurde bereits in den früheren Regional- und Flächennutzungsplanverfahren deutlich. Die Stadtverwaltung versucht nun mit aller Kraft die erforderlichen Ökopunkte zusammenzubekommen, die durch die beabsichtigte Bebauung verloren gehen. Der Umweltbericht hinterlässt den Eindruck, dass es hierbei nicht um naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen geht, sondern um die Generierung von möglichst vielen Ökopunkten.
Da werden u.a. begrünte und mit Fotovoltaikanlagen versehenen Flachdächern die gleichen biologischen Wertigkeiten zugesprochen wie Ackerland, durch Oberbodenauftrag auf planungsexterne Fläche ein Mehrfaches an Ökopunkten generiert und ein Gebiet rechnerisch aufgewertet, in dem zunächst erstmal Pappeln gefällt werden. Die Berechnungen gipfeln im Ergebnis, dass das bebaute und versiegelte Gewerbegebiet einen höheren Biotopwert haben soll als die Bestandsflächen. Die zukünftige Erwärmung des Neureuter Nordens durch die großflächige Versiegelung von 16 ha Land wird erst gar nicht berechnet, Fassadenbegrünung und ein paar Bäume sollen es richten.
Die Gemeinderatsfraktionen haben der Offenlage des Bebauungsplans bereits mehrheitlich zugestimmt. Der vermeintliche Bedarf eines Gewerbegebietes (es ist nicht bekannt, welche Firmen sich hier überhaupt ansiedeln möchten) steht offensichtlich über den Belangen des Natur- und Umweltschutzes. Der Verlust von landwirtschaftlichen Flächen wird zudem überhaupt nicht thematisiert. Dazu kommt, dass Landwirtschaft, die auf immer weniger Fläche betrieben werden muss, zwangsläufig weniger ökologisch ausgerichtet sein kann, zudem verteuern sich die Pachtpreise.
In der Stellungnahme haben wir die Kritikpunkte detailliert benannt. Wir erwarten, dass endlich die Böden für Natur und Landwirtschaft gemäß den Versprechungen in Reden, Gesetzen und Abkommen priorisiert werden und somit die Planung aufgegeben bzw. drastisch nachgebessert wird. Bei beständig kleiner werdenden offener Landschaft, Zersiedlung, Zerschneidung gibt es keinen vollständigen und nachhaltigen Ausgleich. Dieser entsteht allenfalls in den Modellen der Gutachten. Lebensräume und Quartiere werden verdichtet wo "Ersatz" hinkommt, bestehende Natur zum Zwecke der Aufwertung gestört oder gar geräumt.