Ortsverband Karlsruhe

BUND und BI Müll vor der Zentrale der EnBW in Karlsruhe: Kritische Aktionärsversammlung am 5. Mai 2022

22. Mai 2022

Zum dritten Mal fand die Hauptversammlung der EnBW nur im Netz statt. Wir protestieren vor der Zentrale der EnBW dagegen (s. Foto).

(Gudrun V.):

Unterschied zwischen Präsenz/Offline-Hauptversammlung (HV) und Virtuelle/Online-HV:

  • Bei einer Präsens-HV konnte man sich in eine Redeliste eintragen für 10 Min. Redezeit zum Darstellen eines Sachverhalts, weshalb man welche Fragen stellt …
  • Nach jeweils 3 Reden kam eine Antwortrunde. „Herr/ Frau XY, Sie fragten nach …“, und dann kam vom jeweils zuständigen Vorstand die Antwort …
  • War man mit den Antworten nicht zufrieden, weil sie unzureichend, zu vage oder unklar waren, konnte man sich nochmals in die Redeliste für dann weitere 3 Minuten eintragen.

Dies geht bei einer virtuellen/online-HV nicht.

  • 2 Tage vor der HV muss man die Fragen ins Internet über ein Portal mit Zugangscode einzeln eingeben. In der HV werden die Antworten ohne Namensnennung (wg. Datenschutz!) gebündelt vom jeweils zuständigen Vorstand beantwortet.
  • Eine Nachfragemöglichkeit, falls die Antworten unzureichend oder zu vage oder unklar waren, gibt es nicht – zu teuer, so die EnBW.
  • In der virtuellen HV sehe man nur Vorteile, so die EnBW: gesundheitlicher Schutz, alle altersbedingt- oder mobilitätseingeschränkten Aktionäre könnten so teilnehmen. Zudem ganz erhebliche CO2-Einsparungen und weniger Ressourcen-Verbrauch. Kosten deutlich geringer, weniger als die Hälfte einer Präsenz-HV.
  • Die Satzung wurde so geändert, dass man auch künftig eine virtuelle HV durchführen kann.

Fazit: Die Aktionärsdemokratie wird ausgehebelt. Kritik jeglicher Art erspart sich die EnBW auf diese Weise.

Harry: Nun zum Inhaltlichen

In den Unterlagen zur Hauptversammlung der EnBW finden sich die gesamten Kohlendioxidemissionen des Konzerns im Jahre 2021: Aus allen Kraftwerken der EnBW sind danach 17 Millionen Tonnen CO2 emittiert worden. Hinzu kommen aus der indirekten Infrastruktur (das sind die Emissionen der Gasverbräuche der KundInnen für Gas, Gas- und Strom-Netze und deren Infrastruktur, für Fahrzeuge, Hubschrauberflüge zu den Offshore-Windkraftanlagen etc.) noch 60 Millionen Tonnen Kohlendioxid hinzu.

Der Vorstand antwortete auf unsere Frage nach der Stilllegung von RDK 7: Es wird nicht wie beabsichtigt im nächsten Jahr stillgelegt. Das genehmigte Gaskraftwerk RDK 6s wird nicht gebaut. Dafür ist aber eine Geothermieanlage beim Rheinhafendampfkraftwerk im Hafen geplant (s. Medienmitteilung dazu).

Das Zukunftsmodell der EnBW leistet nach wie vor zu wenig in Sachen regenerative Energien in BW. Ihr Konzept war auch 2021 vor dem Krieg aus ökologischer- und Klimasicht auf ganzer Linie gescheitert. Der Einsatz der Steinkohle an der Energieerzeugung hat sich 2021 um 41 % erhöht; der Anteil von den erneuerbaren Energien verringert. Ihre CO2-Intensität hat sich auf über 17 Millionen Tonnen Co2 in die Atmosphäre erhöht. Man plant die klimapolitisch verheerende Umsetzung von Fuel-Switch-Projekten zur Umstellung von Kohle- auf fossile Gasbefeuerung an drei Standorten in Baden-Württemberg, anstatt auch die Windkraft und die Solarenergie an Land voranzutreiben. BW hat flächenmäßig den geringsten Anteil an der Windkraft in Deutschland mit 0,2 %.

Der Bau von drei Gaskraftwerken im Fuel Switch-Verfahren bedeutet, dass am jeweiligen Standort (z.B. Heilbronn) ein Kohle-Kraftwerk stillgelegt und dafür ein Gaskraftwerk gebaut wird. Dafür bekommt die EnBW vom Wirtschaftsministerium pro Kraftwerk rund 25 % der Baukosten (durchschnittlich 125 Millionen Euro) erstattet.

Die noch benötigte Kohle, derzeit rund 90 % aus Russland, wird durch kolumbianische, südafrikanische oder amerikanische Kohle ersetzt. Bei Gas setzt man auch bei der EnBW auf die noch zu bauenden Gasterminals für Flüssiggas aus Catar und dem Fracking Gas aus der USA.

Als Erfolg bei den Investitionen 2021 wird am Kraftwerksstandort in Forbach der erste von zwei Fischliften gefeiert. Der Standort Forbach wartet aber seit Jahren auf die Entscheidung zum Bau eines neuen Pumpspeicherwerks mit fast 100 MW Leistung.

Es sind mehrere Offshore-Windkraftanlagen der EnBW in der englisch/schottischen See geplant. Der Bau einer HGÜ-Kabelverbindung zwischen Deutschland – Großbritannien ist in Planung und soll 2026 in Betrieb gehen.

Die wirtschaftliche Lage der EnBW ist trotz höherer Dividende alles andere als rosig. Die Gewinne verdankt man vorwiegend den Netzentgelten, die von uns Verbrauchern mit der Stromrechnung (Haushalt 2021: 7,65 ct/kWh; Gewerbekunde 5,80 ct/kWh) bezahlt werden.

Hinter jeder Aktie liegen bei der EnBW 12 Euro wirkliches Kapital. 78 Euro pro Aktie sind dagegen Schulden. Bei rund 280 Millionen Aktien ist das eine riesige Schuldenlast. Ihr Eigenkapitalanteil ist 2021 von 16 % auf knapp 11 % gesunken. In der freien Wirtschaft würden da alle Alarmglocken klingen. Trotzdem wurde die Dividende gegen jede wirtschaftliche Vernunft wieder erhöht.

Die neuesten Emissionsdaten der Großindustrieanlagen, nicht nur der Kohlekraftwerke im Rheinhafen Karlsruhe der EnBW, sondern auch andere Großanlagen in der Region Karlsruhe mit den Brennstoffen

  • Raffinerie MiRO: Gas und Öl
  • Rheinhafendampfkraftwerk (RDK) der EnBW: Kohle
  • Stora Enso, Papierfabrik: Müll und Papierreste
  • Zementwerk Wössingen: 100 % Ersatzbrennstoffe = Müll

finden Sie auf der Seite Emissionen Karlsruher Firmen.

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