Ortsverband Karlsruhe

Rede von Harry Block beim Globalen Klimastreik, 24.09.2021, am Rüppurrer Tor in Karlsruhe

27. September 2021

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, liebe Mitbetroffene,

wir Umweltschutzverbände können dieses Öko-Geschwätz  aus Wirtschaft und Politik nicht mehr hören. Die technologischen Fortschrittsgläubigen beruhigen die Öffentlichkeit mit den Ankündigungen von immer neuen tollen technischen Innovationen, die angeblich in den Computern von Start-up-Unternehmen liegen. Währenddessen schwimmen bei uns Orte in Starkregenfluten davon, Felder auf der ganzen Welt vertrocknen in Dürreperioden. und bei Bränden gehen ganze Regionen in Asche auf. Sie setzen weiter auf Verbrennungsmotoren und beglücken uns mit E-Autos. Sie setzen weiter auf fossile Energie. einige sogar wieder auf die Hochrisikotechnik Atom. Sie wollen weiter innerdeutsche Flugreisen und vor allem freie Fahrt für freie Bürger. Sie fahren damit nicht nur das Klima an die Wand, sondern sie zerstören damit einen großen Teil unserer Lebensgrundlagen. Sie wollen nichts ändern, weil irgendwem schon rechtzeitig irgendwas Technisches gegen die Erderwärmung einfallen wird. Die politischen und wirtschaftlichen Akteure schafften es bisher  nicht einmal die maroden Brücken zu sanieren, die Züge pünktlich ankommen zu lassen oder unsere miserable digitale Infrastruktur nicht nur in den Schulen auf Vordermann zu bringen. Und noch viel schlimmer:  Wir sind in diesem Jahr meilenweit von den politisch selbst  gesetzten Klimazielen und erst recht von den Pariser Klimazielen entfernt.
Wir als Teil der Umweltbewegungen der ganzen Welt sehen seit Jahren über den Tellerrand hinaus und vor allem in die Zukunft. Wir zeichnen uns dadurch aus, dass wir als Grundlage unseres Handelns als gemeinsame Basis uns das Motto gegeben haben:  Global denken und lokal handeln.
Wir demonstrieren heute weltweit gegen den Klimawandel. Das fordert uns aber auch auf, in Karlsruhe etwas dagegen zu tun. Wir können das auch. Die EnBW will den Weiterbetrieb des alten Kohlekraftwerks der EnBW im Rheinhafen Karlsruhe, RDK 7 genannt, durch eine neue Wassergenehmigung für unbestimmte Zeit weiterführen.
Ihr hört richtig. Die EnBW will mit einer alten Dreckschleuder weiterhin Geld verdienen und Millionen Tonnen klimaschädlicher Gase in die Luft blasen.  Das gilt zwar auch für den anderen, neueren Kohleblock RDK 8 im Rheinhafen. Der hat der aber einen Kühlturm, weniger Wasserverbrauch, eine bessere Filtertechnik und vor allem auch niedrigere Schadstoffgenehmigungswerte – er verbrennt im Augenblick nicht ganz so schlimm unsere Zukunft. Der alte Kohlemeiler entspricht in vielen wichtigen technischen Einrichtungen aber nicht mehr dem Stand der heutigen Technik und deshalb sagen wir:

What do we want: RDK 7 abschalten.
When do we want it:  sofort.

Viele Karlsruher-Innen glauben, dass die Rauchfahne aus den Kaminen vor allem Wasser sei. Nein, in die Luft werden Millionen Tonnen Kohlendioxid, tausende Tonnen Stick- und Schwefeloxide und hunderte von Tonnen lungengängiger, hochgiftiger Feinstäube abgegeben. RDK 7  braucht zum Kühlen pro Sekunde 17.000 Liter Wasser aus dem Rhein. Da der Wirkungsgrad von RDK 7 nur bei etwa 40 Prozent liegt, heißt das: Der alte Meiler gibt mehr Wärme in den Rhein ab, als er Strom erzeugt.
Also als Energieerzeugung nicht nur wegen der Kohle ein Fossil.

What do we want: RDK 7 abschalten.
When do we want it: sofort.

Warum ist das so?  RDK 7 hat  keinen Kühlturm und kein Kühlsystem. Für neue Kraftwerke aller Art sind aber Kühltürme wie bei dem Kohleblock am gleichen Standort vorgeschrieben.
RDK 7 will bis zu 33 Grad C warmes Kühlwasser einfach in den Rhein zurückleiten, und das, obwohl  der Rhein 2019 schon Temperaturen über 28 Grad C aufwies. Das ist keine leichte Verschmutzung, das ist ein Verbrechen. Nicht nur gegenüber den Lebewesen im Rhein, sondern auch uns Menschen. Rheinwasser wird als Rheinfiltrat ab Köln als Grundwasserersatz benutzt.

What do we want: RDK 7 abschalten.
When do we want it: sofort.

Ein Kohlekraftwerk braucht nicht nur Kühlwasser, sondern zusätzlich auch Millionen Liter Brauchwasser. Auch das soll mit allen damit verbunden Schadstofffeinleitungen von giftigen Schwermetallen wie Cadmium, Quecksilber, Chrom, Nickel, Blei, Zink, Arsen und Thallium neu genehmigt werden.

What do wie want: RDK 7 abschalten.
When do we want it: sofort.

Nach dem Umwelt-Verfassungsgerichtsurteil darf meiner Generation nicht zugestanden werden, große Teile des Kohlendioxid-Anteils einfach in die Luft zu blasen. Euch jungen Menschen, von denen viele am Sonntag nicht einmal wählen dürfen, bleibt dann nichts mehr übrig.
Deshalb ist  die Neugenehmigung für dieses veraltete Kohlekraftwerk die Nagelprobe für die Klima- und Energiepolitik des Landes Baden-Württemberg, des regierenden grünen Ministerpräsiden Kretschmann. Hier kann man auf einen Schlag Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid einsparen, ohne das bei uns die Lichter ausgehen oder wir im Winter erfrieren.
Es ist nicht die Frage nach dem Sein oder nicht Sein, sondern die Frage: weitermachen wie bisher oder endlich ändern. Das heißt: Nicht das Regierungspräsidium ist gefragt, sondern das Land als Haupteigentümer der EnBW. Sie können die Genehmigung zurückziehen, und RDK 7 ist Geschichte.
Statt darauf zu setzen, irgendwann mit absurdem Aufwand die Klimaschäden zu reparieren, sollten wir lieber das, was noch von unserer Umwelt zu retten ist, erhalten und deshalb alle  Emissionen massiv zu senken. Als einen kleinen Schritt dazu sagen Fridays for Future Karlsruhe und alle Umweltverbände:

What do we want: RDK 7 stilllegen
When do we want it: sofort.

Danke fürs Zuhören.

What do we want: Climate justice!
When do we want it? Now!

Zum Hungerstreik:
Frau Baerbock, Herr Laschet, Herr Scholz, nehmen Sie diesen jungen Menschen die Last dieser Entscheidung! Und wenn das heißt, dass Sie sich damit erpressen lassen, dann lassen Sie sich erpressen. Seien Sie die Erwachsenen hier. Die Streikenden wollen ein Gespräch. Sie haben echte Ängste, echte Sorgen.

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