Bebauungsplan "Baumeister, Finter-, Ettlinger-, Kriegs- und Meidingerstraße", Karlsruhe-Südstadt
Allgemein
Der Bebauungsplan beinhaltet bereits einige positive Ansätze, wie z. B. die Festsetzung von Fassadenbegrünung, von Vogelschutzglas und weniger insektenschädlicher Beleuchtung sowie von dezentraler Versickerung von Oberflächenwasser, auch wenn einige dieser Punkte zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Detail ausgearbeitet sind. Allerdings gibt es etliche Punkte, bei denen wir noch Verbesserungsbedarf sehen, um den Anforderungen an Umwelt- und Naturschutz besser gerecht zu werden.
Baumpflanzungen
Für die Umsetzung des B-Plans sind/werden 79 der 89 erhaltenswerten Bäume auf der Fläche entfallen. Es wird ein Pflanzgebot für lediglich 15 Bäume auf gewachsenem Boden festgesetzt. Der Entfall der restlichen 64 Bäume soll laut B-Plan nicht kompensiert werden. Sowohl aus artenschutzfachlicher als auch aus stadtklimatischer Sicht ist dies nicht einzusehen.
Der BUND fordert, dass für sämtliche gefällten Bäume ein Pflanzgebot im Bebauungsplan festgesetzt wird.
Dachbegrünung
Laut Hinweisen ist es nur auf einem kleinen Teil der Dachfläche möglich, Dachbegrünung zu ermöglichen. Der BUND regt an, auf den restlichen Flächen eine Fassadenbegrünung festzusetzen.
Energiekonzept
Ein Energiekonzept liegt bislang nicht vor. Der BUND geht davon aus, dass das Gebäude so saniert bzw. neugebaut wird, dass es die Anforderungen an eine klimaneutrale Bauweise und Betrieb erfüllt. Es wird darauf hingewiesen, dass die Stadt Karlsruhe sich zur Klimaneutralität verpflichtet hat, welche innerhalb der Betriebsdauer des Hauses erfolgen soll. Es ist daher zwingend notwendig, die benötigte Energie (Wärme, Kälte, Strom) zu reduzieren und den nicht vermeidbaren Bedarf durch C02-neutrale Energieformen zu decken.
Klimaschutz
In den Hinweisen wird über die „Verpflichtung zu Bau und Nutzung von Photovoltaikanlagen und Verwendung von natürlichen und recyclebaren Baustoffen über einen begleitenden Städtebaulichen Vertrag“ geschrieben. Der BUND begrüßt diese Verpflichtungen nachdrücklich und regt weiterhin an, insbesondere bei der Verwendung von Baumaterialen die sogenannte „graue Energie“, also Energiebedarf und CO2-Emission bei der Herstellung der Baumaterialien zu minimieren, d.h. also insbesondere den Einsatz von Beton zu reduzieren. Eingesetzter Beton sollte sogenannter Recyclingbeton sein.
Vorplatz
Das Freiraumkonzept liegt noch nicht vor. In den Hinweisen wird beschrieben, dass die gewohnte stadtklimatische Qualität nicht wiederhergestellt werden kann; eine Verschlechterung wird also in Kauf genommen. Der BUND findet sehr wohl, dass ein Freiraum so gestaltet werden kann, dass er neben den Nutzeranforderungen auch klimatische Anforderungen erfüllt. Dies ist umso wichtiger, als in der Innenstadt bereits etliche Plätze (z. B. Marktplatz) wenig klimafreundlich ausgeführt sind. Wichtig erscheint hierbei, dass eine sommerliche Aufheizung der Oberflächen so weit wie möglich vermieden wird, z. B. durch Begrünung, geeignete Materialien oder/und Beschattung.
Artenschutz
Durch den Wegfall der zahlreichen Bäume sowie etlicher Nist- und Lebensräume an den Gebäudefassaden ist mit einer deutlichen Verschlechterung für die Artenvielfalt zu rechnen. Neben den üblichen Vermeidungsmaßnahmen werden lediglich 2 Nistkästen für den Haussperling festgesetzt. Alleine in der saP werden 14 Vogelarten nachgewiesen, von denen bei 8 Arten ein Brutnachweis oder -verdacht vorliegt. Der BUND fordert, dass erstens für die Bauzeit die Anzahl der Nistkästen für die betroffenen Arten deutlich erhöht wird (auf mindestens 10) sowie 2. für den Planzustand ausreichend geeignete Lebensräume durch z. B. Baumpflanzungen und Begrünung geschaffen werden. In Hinblick auf die Erfassungen im Umfeld ist zu ergänzen: Für Mauersegler sollten 10 Kästen integriert werden, da diese gerne in Kolonien brüten und als Brutvogel aufgeführt sind. Ebenso ist für den Turmfalken eine Nistmöglichkeit anzubringen, auch wenn er lediglich als vermutlich brütend erfasst wurde.
Überwachung der umweltbezogenen Festlegungen im B-Plan
Der BUND fordert, dass ein Überwachungskonzept zur Sicherstellung der Umsetzung der umweltbezogenen Festlegungen mit ausgenommen wird. Bislang sind hierzu keine Inhalte in den Unterlagen zu finden.
Niederschlagswasser
Der BUND unterstützt nachdrücklich die Absicht, dass sämtliches Niederschlagswasser lokal in Versickerungsflächen geleitet werden soll bzw. befestigte Flächen wasserdurchlässig gestaltet werden sollen. Dies ist ein immens wichtiger Beitrag zur Sicherstellung der Grundwasserverfügbarkeit mit Auswirkungen u. a. auf den Baumbestand.
Verkehrskonzept
Um die Attraktivität des Radverkehrs zu steigern, wird angeregt, ausreichend sichere und überdachte Radabstellplätze zu schaffen. Dies kann auch in der Tiefgarage erfolgen.
November 2020